Früher war alles besser – Rückblick auf 50 Jahre Wohnmobil-Leben

Früher war alles besser – Rückblick auf 50 Jahre Wohnmobil-Leben

Wohnmobil-Leben – Wer wie ich, jahrzehntelang mit dem Wohnmobil auf Europas Straßen unterwegs ist, hat bemerkt, wie sich das Womo-Leben verändert hat. „Früher war alles anders…“ Rückblick auf 50 Jahre Wohnmobil-Leben – Wie hat sich das Campen im Laufe der letzten Jahre verändert? 

Das Wohnmobil-Leben hat sich verändert – Segen oder Fluch? – Rückblick auf 50 Jahre Camping mit dem Wohnmobil 

Wer wie ich, jahrzehntelang mit dem Wohnmobil auf Europas Straßen unterwegs ist, hat bemerkt, wie sich das Wohnmobil-Leben verändert hat. „Früher war alles anders…“, so wusste bereits meine Mutter zu sagen. Stimmt!

Aber das bezieht sich im Prinzip auf alle Lebenslagen. Aber war früher auch wirklich alles besser? Diese Frage kann ich nicht allgemeingültig beantworten, denn so individuell wie Wohnmobilleben ist – beziehungsweise sein sollte -, so individuell ist auch die Beantwortung der Frage, ob es besser oder schlechter geworden ist.

Für all jene Leser, die aufgrund ihres „jugendlichen“ Alters nicht wissen, wie es „damals“ war, hier ein kurzer – aus meiner Sicht wertender – Vergleich:

Früher gab es weniger Wohnmobile…

Falsch! Früher gab es zunächst gar keine Wohnmobile! Man machte Camping im Zelt, im Wohnwagen oder im Bulli. „Bullis“, das sind die Dinger, die meist von VW hergestellt wurden – auch VW-Bus genannt – und die zunächst spartanisch oder teils selbst ausgebaut waren. 1971 brachte Erwin Hymer dann das erste Reisemobil in Serie raus. Übrigens für schlappe 10.000 D-Mark!!! Das waren Zeiten…

Und als es dann (endlich) „richtige“ Wohnmobile gab, waren deren Fahrer Exoten oder „Hippies“, die durch die Lande zigeunerten. Unsere Nachbarn belächelten uns, wenn wir schwer bepackt gen Süden zogen. Oder war das Lächeln Neid? Egal! Wenn man andere Wohnmobile – oder damals auch Bullis – traf, grüßte oder unterhielt man sich.

Fluch oder Segen? Heute ist während der Hauptsaison gefühlt jedes zweite Auto, das einem in Touristengegenden begegnet, ein Wohnmobil. Außerhalb der Saison nur noch gefühlt jedes 4. oder 5.

Die Stellplätze an Weihnachten und Silvester an Nord- und Ostsee sind überfüllt. Und in Marokko gibt es im Winter bald mehr Deutsche, Holländer, Franzosen etc. mit Wohnmobilen als Marokkaner im Land leben…

Das Ergebnis dieses Booms: Die Plätze sind überfüllt, das macht aggressiv, und der Traum von der Wohnmobilfreiheit und der Individualität ist geplatzt. Aber sind wir mal fair, schließlich darf ich anderen nicht das missgönnen, was ich selber gerne haben möchte: Mein Womo!

>>> Leben im Wohnmobil: Wissenswertes & Tipps <<<

Wohnmobil-Leben – Früher gab es zunächst noch keine, später wenige Stellplätze. ..

Aber, wo hat man dann mit dem Wohnmobil übernachtet? Ganz einfach: irgendwo frei oder auf dem Campingplatz.

Fluch oder Segen? Für mich sind überlaufene Stellplätze ein Gräuel. Frei stehen geht kaum noch, da immer mehr verboten oder mit Höhenbalken für uns gesperrt ist.

Und Campingplatz? Erstens sind auch die häufig überfüllt, und zweitens: Wozu? Habe ich doch mein eigenes Sanitärgebäude an Bord…

Wohnmobile werden immer größer und schwerer…

Stimmt, aber es liegt ja an dir selber, welches Wohnmobil du bevorzugst. Ich sage nur: Vor etwa 40 Jahren waren wir mit zwei kleinen Kindern, zwei Erwachsenen, einem Cockerspaniel, Windelpaketen, Kinderwagen, Spielzeug und dem, was man sonst zu brauchen glaubte in einem kleinen VW-Bus von etwa 4,50 Metern Länge mit 40 oder 50 PS unterwegs gen Süden.

Waren das Zeiten! Am Wurzenpass mussten wir rückwärts zurückfahren, weil mein Mann sich am Berg verschaltet hatte und der Bus es nicht mehr weiterschaffte.

Fluch oder Segen? Eng war’s! Langsam war’s! Und kalt oder heiß war’s, weil die Heizung eigentlich nie richtig funktionierte und es keine Klimaanlage gab! Airbag? Sicherheitsgurte? Gab’s nicht oder benutzten wir nicht. Aber man kam in jeden Parkplatz. Man schaffte auch die kleinsten und engsten Gässchen in Südeuropa…

Trotzdem möchte ich mein 7,50 Meter langes und über 3,5 Tonnen wiegendes Womo nicht mehr missen. Es ist einfach bequemer, geräumiger, schneller und luxuriöser.

Wohnmobile haben immer mehr Schnickschnack…

Stimmt! Früher gab es keinen Fernseher im Wohnmobil und folglich keine vollautomatische SAT-Anlage. Solaranlage auf dem Dach? Nein! Wenn die Bordbatterie leer war, Pech gehabt! Ab an den Strom! Kühlschrank? Ja, vielleicht einen ganz kleinen. Gefrierschrank? Eventuell ein Minifach für Eiswürfel, wenn es denn überhaupt funktionierte.

Vom Backofen reden wir erst gar nicht. Luftfedern? Wozu? Naja, und einen USB-Anschluss brauchte man natürlich auch nicht. Heckgarage? Das ich nicht lache! Wer je den Kofferraum eines VW-Käfers gesehen hat, ahnt, wie groß der Stauraum in einem VW-Bus war. Geduscht wurde anfänglich am Campingplatz oder mit einer Solardusche.

Aber eigentlich ist das alles heute für uns kein „Schnickschnack“, sondern gehört einfach zum Wohnmobil-Leben dazu!? Für richtigen Schnickschnack wie Familienbilder, Blumenväschen, Weihnachtsdeko, das fünfte Weinglas oder andere dekorative Dinge gab es im Bulli eh keinen Platz!

Fluch oder Segen? Schön war die Zeit im VW-Bus mit aufstellbarem oder auch festem Hochdach. Heute würde man das Hubbett oder Alkoven nennen.

Aber den Luxus eines getrennten Bades – überhaupt eines Bades! -, der bequemen Pilotsitze, der geräumigen Heckgarage, der automatischen SAT-Schüssel, der Solaranlage, und, und, und… Den will ich nicht mehr missen! Auch „richtigen Schnickschnack“ habe ich zum Leidwesen meines Mannes an Bord. Schließlich „braucht“ man Familienfotos, Vasen etc…

Früher waren die Wohnmobilisten netter, sozialer – eben einfach anders…

Die Zeit hat sich gewandelt und mit ihr der Mensch – nicht nur der Wohnmobilist! In der Zeit, als ich jünger war und mein erstes Wohnmobil beziehungsweise meinen ersten Bulli fuhr, hatten alle mehr Zeit, wenn sie denn Zeit hatten.

Ich will sagen: Wer Urlaub hatte, nutzte diesen zum Ausruhen, Genießen, Besichtigen, miteinander Kommunizieren, Essen und Trinken. Heute bedeutet Ausruhen, am Handy oder am Tablet surfen. Genießen bedeutet, WLAN zu haben. Besichtigen heißt, mit dem Handy schnell mal ein Foto schießen und per WhatsApp die Daheimgebliebenen neidisch machen.

Miteinander kommunizieren, essen und trinken bedeutet heute im Idealfall, dass man sich mit dem Platznachbarn zusammensetzt – natürlich nicht ohne Handy, man will ja schließlich erreichbar sein und Fotos zum Angeben zeigen. Zusammen was auf den Grill werfen und ein paar Bierchen oder Weinchen trinken, das passiert auch heute noch manchmal.

Aber ja nichts Aufwändiges kochen. Am besten überhaupt nichts, denn die Luxusküche im Luxus-Wohnmobil soll doch sauberbleiben, damit beim Verkauf nach einem Jahr gut Geld herausspringt, um sich ein größeres, luxuriöseres Womo leisten zu können.

Ach ja, und was die Freundlichkeit und das Soziale anbelangt: Die Gesellschaft hat sich geändert. Jeder ist sich selbst der Nächste …Nicht nur unter Wohnmobilfahrern.

Fluch oder Segen? Eindeutig Fluch! Handy & Co., das ich übrigens auch viel zu gerne und zu oft benutze, bremsen Kommunikation und Entspannung aus. Handys sind Kommunikationskiller! Folglich waren früher mehr soziale Kontakte, mehr Kommunikation, mehr Miteinander gefragt…

Früher waren Womos und Übernachtungsplätze billiger…

Stimmt! Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Allerdings trifft das angestiegene Preisniveau auf alle Lebensbereiche zu. Außerdem kostete Luxus schon immer mehr, und ein Womo ist Luxus!

Bezüglich der Stellplatzpreise traue ich mich kaum zu äußern. Ja, in Frankreich gibt es immer noch viele kostenlose Plätze, aber auch da ändert sich die Situation immer mehr. Am meisten ärgert mich beim Thema „Stellplatzpreise“, dass diejenigen, die die teuersten Wohnmobile fahren, oft (Ich sage nicht immer!!!) am meisten schimpfen, wenn der Platz mal 10 Euro kostet.

Fluch oder Segen? Es ist wie es ist, die Zeiten und die Preise ändern sich überall. Fahr mal drei Wochen am Stück in ein Hotel…Wenn du nicht gerade ein Pauschal-Billig-Angebot erwischst, dann kostet dich das sicherlich mehr als drei Wochen Wohnmobilurlaub. Was du da bezahlst, das ist nicht vergleichbar! Und das Gefühl im Womo zu reisen und zu leben schon gar nicht!

Wohnmobil-Leben – Früher war Womofahren Männersache…

Stimmt (leider)! Ich für meine Person bin jedoch schon seit der Geburt unseres ersten Bullis Womo gefahren, und ich behaupte sogar, ich fahre jedes Womo ohne zu zögern.

Aber ich weiß aus meinem Bekanntenkreis, dass gerade Frauen meiner Generation (60+) sich nicht trauen, noch nie gefahren sind und es auch nie tun werden. Teils auch, weil die Männer sie nicht ans Wohnmobilsteuer lassen…

Dennoch hat sich auch hier einiges verändert: Immer mehr Frauen fahren freiwillig und gut ein Wohnmobil. Und immer mehr Frauen reisen alleine mit ihrem Womo.

Bravo, liebe Frauen, weiter so! Bei uns ist das Fahren, weil ich es so liebe, mein Ding, dafür bereitet mein Mann das Frühstück vor, erledigt den Abwasch und räumt auf. Bei der Ver- und Entsorgung wechseln wir uns ab. Übrigens ist das Sch…-wegbringen in den meisten Fällen immer noch Männersache. Warum?

Fluch oder Segen? Für die Männer oft ein Fluch, für uns Frauen ein Segen…

Die Liste der Veränderungen im Wohnmobil-Leben mit den – subjektiv betrachteten – Vor- und/oder Nachteilen könnte ich noch verlängern, aber ich denke, ich habe genug Denkanstöße gegeben!?

Es hat sich in den letzten 40 bis 50 Jahren sehr viel in der Wohnmobil-Szene verändert, einiges ist gut, aber nicht alles. Schön wäre, wenn wieder mehr Miteinander als Gegeneinander, mehr gegenseitiges Verständnis und mehr Kommunikation stattfinden würden.

Ein freundliches „Guten Morgen“ am Platz kann helfen, die Laune zu heben.

Leider werde ich die nächsten 40 bis 50 Jahre nicht mehr erleben, aber auch da wird sich bestimmt weiterhin einiges ändern. Vielleicht auch in Richtung rückwärts, denn welcher Otto-Normalverbraucher kann sich die steigenden Benzinpreise, den zusätzlichen Führerschein und erst Recht die Womos, deren Kaufpreis immer verdächtiger gen die 100.000-Euro-Grenze gehen noch leisten?

Und vielleicht zwingt uns unsere Umwelt dazu, keine Womos mehr zu fahren? Wer weiß!? – Ich will es gar nicht wissen. Ich genieße einfach mein Wohnmobil, meine Wohnmobilreisen sowie das Hier und Jetzt…

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